[Zurück zum ersten Teil des Interviews]
Jack: Du hast da eine Zahl genannt, Ed, dass du einen Umsatz von achtzig Prozent Tänzern in zwei Jahren hast. Du willst damit sagen, dass du nach zwei Jahren achtzig Prozent der Tänzer verloren hast?
Ed: Ja. Achtzig Prozent der Leute, die in die Class oder in das Hobby hereinkamen, in weniger als zwei Jahren. Ein hoher Prozentsatz von ihnen ist, ich hab es schon gesagt, weg am Abend der Graduation. Die sind nie richtige Clubmitglieder. Die meisten, die einem Club beitreten, sind im ersten Jahr ihres Clublebens verschwunden. So ist das im ganzen Land, wo die Caller hingehen und versuchen, das, was so in den [Squaredance-] Zeitschriften steht, zu callen für Tänzer, die zehn oder fünfzehn Wochen Unterricht hatten, und die noch kein Jahr tanzen. Die können die Sachen nicht, die da gedruckt werden, so wie sie gedruckt werden, und besonders, wenn das von einem gecallt wird, der nicht weiß, wie er es timen muss, oder beschreiben oder unterrichten. Und wenn sie nicht tanzen, nehmen sie auch nicht mehr weiter teil. Sie fallen einfach raus. Sie müssen tanzen [können], wenn sie dabeibleiben sollen.
Jack: Mir scheint - ich hab von New York bis Miami getanzt, überall, bis Los Angeles - in allen Vereinen wird dein Name genannt. Dass du mehr oder weniger eine Art Kreuzzug führst für diese rhythmische Art von Squaredance. Ich sehe auch, dass du Leute hinter dir hast wie Bruce Johnson, der für so etwas angesehen wird wie der beste Squaredancer der Welt. Ich hoffe, das ist der richtige Ausdruck - er scheint in Amerika so akzeptiert zu werden. Bei uns in Australien gilt Bruce als ein großartiger Caller.
Ed: ...und das kann ich bestätigen! Bruce arbeitet mit mir zusammen, drei, vier, fünf Wochen am Stück. Er ist in meiner Mannschaft. Er macht mit in Kirkwood Lodge.
Ich bin sehr stolz auf ihn; ich glaube, er ist wahrscheinlich der talentierteste Caller in der ganzen Squaredanceszene. Er ist wahnsinnig begabt, wahnsinnig bescheiden und ein großartiger Mensch. Bruce arbeitet genau so [wie ich].
Du hast gesagt, ich führe einen Kreuzzug. Nein, keinen Kreuzzug.
Ich bin bloß zu dem Schluss gekommen, welche Art von Tanz die Leute dabeibleiben lässt, jahrein, jahraus, welche Art sie eine ganze Zeit glücklich machen kann. Ich sehe, dass jeder Tänzer durch alle diese Phasen durch muss, und in den Anfängerphasen kommt auch dieses Go-go-go-Zeug vor. Wie Kinder, die rausgehen und alle Schimpfwörter aufschnappen. Der Anfänger geht raus, sieht jemand einen übertriebenen Twirl oder einen speziellen Tritt machen, und muss das auch tun. Dass es nicht unterrichtet wurde und nicht gecallt wird, stört ihn überhaupt nicht. Er muss es anbringen, weil er denkt, es wär hübsch, und es ist eine Gelegenheit zum Angeben.
Das sind Menschen, die sich wie Menschen aufführen. Mit etwas mehr Erfahrung kriegen sie heraus, dass so etwas nur übertrieben ist, sie stören, sie sind grob, sie stören das Wohlergehen anderer, weil die anderen jedesmal warten müssen auf diese übertriebenen Drehungen oder 'Kicks' oder was auch immer; und sie mäßigen sich, wenn sie reifer werden. Jeder Tänzer kommt irgendwann zu den gleichen Schlüssen wie ich. Es ist nur so, dass ich zu meinen Überzeugungen gestanden habe. Mir wurde von einigen meiner guten Freunde gesagt, dass ich mit den Wölfen heulen müsste. Ich müsste dies oder das tun, ich müsste schneller callen, mehr komplizierte Sachen callen und so weiter. Dass sei es, was die Tänzer wollten. Und ich hab gesagt: 'Nein, ich muss gar nichts. Wenn sie aufhören, mich einzuladen, kann ich zu Hause bleiben und neue Leute unterrichten. Wenn keiner in meine Class kommt, kann ich etwas anderes anfangen. Keiner zwingt mich, Squaredance zu callen.'
Ich hab auf verschiedenen anderen Gebieten mehr Geld verdient, bevor ich Caller wurde. Ich calle nicht für meinen Lebensunterhalt, das ist nicht der Zweck. Ich calle, weil ich das gerne tue. Also hab ich denen gesagt, dass ich das nicht machen muss, und dass ich keine Kompromisse machen werde. Ich werde nicht tun, wovon ich nicht überzeugt bin, und wenn ich nicht jede einzelne Minute dabei voll genieße, sollte ich besser etwas anderes machen.
Das Nettoergebnis davon: Die Leute, die mir sagten, ich würde nicht überleben, die sehe ich anscheinend nicht mehr. Ich hab nie um Verpflichtungen gebeten, um Engagements als Caller. Ich frage nie jemanden, ob ich zu ihm kommen kann zum Callen. Es läuft nur über Einladungen, und unsere Liste ist jetzt so lang - in den letzten zwei Jahren sind es über tausend Einladungen pro Jahr. Wenn die Leute also nicht rhythmisch tanzen wollen, und im Fluss mit viel Variation in den Formationen und in der Musik - wenn sie das Go-go-go wollen und das Grabschen, dann haben sie sich eine seltsame Art ausgesucht, mir das dadurch zu zeigen, dass sie mich Jahr um Jahr wieder einladen.
Ich muss also davon ausgehen, dass das, was ich tue, einen gewissen Wert hat, dass ich auf dem richtigen Pfad bin. Ich bin sehr froh, dass Caller, und zwar ungeheuer viele, mir zumindest sagen: 'Ich glaube, du hast recht. Ich glaube, Tanzen muss bequem sein, im Fluss, rhythmisch, in genauem Timing (nicht zu schnell), gut in der Abfolge (nicht zweimal die gleiche Hand)'. Versuch mal so zu gehen - erst zweimal mit dem rechten Fuß, dann zweimal mit dem linken Fuß. Zweimal hintereinander die rechte Hand ist im Prinzip das gleiche, aber weniger störend, weil das Körpergewicht nicht auf der Hand liegt. Aber das ist auch der einzige Unterschied. Aber die Caller beschäftigen sich nicht damit, was aufeinanderfolgt in natürlicher Abfolge.
Was ich vertrete, war nicht leicht zu verkaufen oder besonders beliebt, denn der Caller muss arbeiten, um so zu callen, wie ich es empfehle. Er muss am Timing arbeiten, am Rhythmus, Phrasierung, Intonation, Harmonie, er muss sicher sein, was vor dem Call war, was danach kommt, die ganze Tanzgestaltung, Programmgestaltung, Ausgleich zwischen neu und alt. An allen guten Sachen, die dazugehören, ein gutes Programm zu machen. Er muss daran arbeiten, mit Leuten auszukommen, und Leute richtig zu behandeln. Man muss das ausgiebig studieren.
Diese andere Sache - bloß irgendein Squaredancemagazin aufschlagen und vorlesen, was sehr viele Caller tun - es nicht mal auswendig lernen; sie lesen es vor und gehen weiter zum nächsten. Das ist natürlich leichter. Es ist immer am leichtesten, etwas auf die ignorante Art zu tun, und darum wird das auch immer die beliebteste Art sein.
Jack: Denkst du denn, dass deine Methode das Abdriften von Squaredancern stoppen kann - hast du irgendeinen Weg, das zu herauszufinden?
Ed: Ja. Es sind noch mehr Leute hier. Sprich doch mal mit Bruce. Bruce hat dieses allgemeine Prinzip in seinen eigenen Cubs angewandt. Spricht mit Bruce, mit Bud und Millie Blakey, und mit Lou Roudersham. Sie haben wahnsinnig viele Tänzer ausgebildet, in und um San Diego. Vor ein paar Jahren haben sie die Classzeit verlängert, auf meinen Vorschlag: Mit einem Nettoergebnis, dass sie - obwohl sie in einer sehr 'durchgängigen' Gegend wohnen (das ist die größte Marinebasis, eine der größten im Land) - sie haben wahnsinnigen Zuwachs an Leuten, und so, dass ihr Verlust weniger, weit weniger ist als im Landesdurchschnitt. Eine große Anzahl von Leuten sind ans Tanzen gebracht worden in den letzten zwei bis sechs Jahren, nach den Methoden, die ich empfehle - sprich mal mit ihnen darüber und lass dir sagen, was dabei herausgekommen ist. Sie haben ihre Prozentsätze an Leuten, die dabeibleiben, wahnsinnig erhöht, indem sie nicht soviel Stoff brachten und die Classzeit verlängert haben, sehr lange, und so haben sie Zeit, den Leuten von Anfang an auch Rounddance beizubringen. Bring ihnen Contras bei, Quadrillen, mach richtige Tänzer aus ihnen, vom ersten Abend an.
Deren Tänzer stehen nie auf und sagen 'Ich mag keinen Rounddance', weil sie ganz von Anfang mit Rounddance angefangen haben, und sie wissen wie, und so sagen sie 'ich mag das'. Wenn Leute wissen, wie etwas geht, haben sie Spaß dran. In neun von zehn Fällen, wenn Leute sagen, sie mögen dies oder das nicht, meinen sie, ich weiß nicht, wie es geht; ich hab es versucht und hab mich blamiert, also mag ich es nicht. Aber wenn sie wissen, wie es geht, wenn es Tanzen ist, ist es gut.
Jack: Was bietest du deinen Tänzern - sagen wir, einem Tänzer nach zwei Jahren, der sehr große Fortschritte gemacht hat in dieser Zeit? Nichts bleibt unverändert, oder? Und um sein Interesse zu behalten, musst du ihm auf irgendeine Art etwas Neues bieten. Was kannst du an dieser Stelle anbieten?
Ed:Wir bieten ihm fortwährendes Zunehmen seiner Tanzfähigkeiten, Ausweitung des Stoffes, den wir haben, also von Stoff, den er bereits gelernt hat, ständig neues Arrangieren der Sachen, ständige Wechsel in der Musik, und glücklicherweise haben wir jetzt einen kontinuierlichen Strom von guter Musik. Nicht immer das choreografische Material, das dazu geschrieben wurde, aber die Musik wird besser. Du hast vielleicht an diesem Wochenende bemerkt, dass ich selten einen Singingcall zweimal gleich calle oder überhaupt zweimal die gleiche Choreographie zu der gleichen Musik calle. Anders herum ausgedrückt, ich verwende die gleiche Choreographie zu so ziemlich jedem anderen Singing Call. Der Tänzer merkt das nicht. Da hast du einen Beweis, dass die Choreographie [nicht] so wichtig ist für den Tänzer.
Wenn er sagt, er tanzt gerne 'Everywhere You Go', können wir zu ihm sagen: 'Ich werd das für dich callen; wie geht es? Ich erinnere mich nicht an die Abfolge?' - er kann es dir nicht sagen, und wenn sein Seelenheil davon abhinge. Ich habe das tausendmal bewiesen. Ich leg die Platte auf und calle etwas dazu. Ich erfinde die Abfolge beim Singen, oder vielleicht calle ich [die Abfolgen von] 'Old-Fashioned Girl' zu 'Everywhere You Go', und er kommt und bedankt sich. Er weiß gar nicht, das ich den Tanz gar nicht gecallt haben, denn es ist die Musik, die er mag und an die er sich erinnert, nicht die Choreographie.
Jetzt zum Thema 'Irgendwann langweilig werden': Vor zehn Jahren mit den zehn Grundfiguren, die wir hatten, nur mal die ersten zehn genommen - und wir haben nie versucht, ein Programm aus den ersten zehn Figuren zu machen - Allemande Left, Grand Right and Left, Swing, Promenade, Dosado, Right and Left Thru, die Chains, die Stars, Do Paso, Dosido waren damals unsere Grundfiguren. Aus diesen zehn Figuren gibt es drei Komma sieben Millionen verschiedene Kombinationen! Wir fügten vierzehn weitere hinzu, das gab zusammen 24 Figuren, und die Zahl möglicher Kombinationen springt auf 784 Trillionen [original: 'Septillions', deutsch: Quadrillionen]. Man sieht, man kann nie alt werden.
[Anmerkung des Übersetzers: Die richtigen Werte für die Anzahl möglicher Anordnungen, bei denen jedes Element genau einmal vorkommt, liegen etwas niedriger, aber das wird uns nicht stören...]
Und dann nimm das mit den verschiedenen Formationen mal! Man kann in Kreisen tanzen, in Reihen, in 'Progressive Squares' (wo man in andere Squares geht), jedes Mal, wo du die Formation wechselst, gehen die Quadrillionen hoch und höher mit den möglichen Formationen. Und dann kommen die Variationsmöglichkeiten der Musik dazu, und das sind unendliche Variationsmöglichkeiten, das kann nie veraltern. Wir ermöglichen dem Tänzer ein Wachstum, so lange wie er Wachstum will; und wir sind nicht dafür, neue Tänzer in eine Gruppe von zweijährigen Tänzern hineinzugraduieren, von dreijährigen Tänzern, jedes Jahr eine Fuhre von neuen Leuten, die da hineingekippt wird. Und der Caller muss das gesamte Programm herunterschrauben auf die Fähigkeiten der neuen Leute. Früher oder später wird der Tänzer, der ein paar Jahre getanzt hat und weiß wie es läuft, sagen: Schau mal, ich hab meine Lehrzeit damit verbracht, Anfänger durchzuziehen, und jetzt will ich tanzen.' Und für den Squaredance wird er verloren sein, wenn er ständig reingelegt wird mit neuen Leuten, die er durchziehen und -schieben muss.
Also empfehle ich, lasst die Anfänger zusammenbleiben und zusammen wachsen. Lass sie üben und miteinander spielen, bis sie bereit sind zu tanzen. Dann lass die Alten, Erfahreneren aus diesen Gruppen ihre neuen Mitglieder holen.
Dann gibt es dieses Argument von Leuten, die sagen: 'Wir müssen sie graduieren, denn wir brauchen sie in den Vereinen.' - Klar, so kriegt man sie in die Vereine, und dann werden sie verjagt. Man ist wirklich nett zu ihnen am ersten Abend oder an den ersten beiden, und dann will keiner mit ihnen tanzen. Sehr bald sind die Neuen dann verschwunden, und einige der Alten auch, weil sie es müde geworden sind, neue Leute hereinzubringen. Also, das funktioniert nicht.
Wir haben versucht, ihnen klar zu machen, dass jede neue Person, die dazukommt, die graduiert ist oder einfach zu einem Verein gehören will... viele treten auch in zwei, drei oder vier Vereine ein. Davon kommt der Zuwachs an neuen Mitgliedern. Wenn die dann zur Ruhe kommen, so dass sie nur noch zu einem Club gehören wollen (und das passiert nach zwei oder drei Jahren), und tanzen dann in einem Club, vielleicht mit gelegentlichen Besuchen in anderen, dann hat die Zahl proportional zugenommen. Was wir sagen ist, du musst tun, was nötig ist, um genug neue Leute zu kriegen, und tun was nötig ist, um sie zu behalten, damit der Verein selbsttragend wird. Wenn es nicht klappt, dann vereinige zwei neue Clubs mit ähnlichem Hintergrund. Du wirst [dann] viele Leute verlieren, einfach weil es eine Änderung ist, und die Leute haben starken Widerstand gegen eine Änderung. Jeder hat Widerstände gegen Änderungen.
(Anmerkung: An dieser Stelle war bei der Aufnahme das Band umgedreht worden; es fehlt ein Stück des Interviews. Der folgende Abschnitt wurde ergänzt von Jeff and Tracie Garbutt:)
Jeder hat starke Widerstände gegen Änderungen! Die Reaktion ist doch: 'So haben wir es immer gemacht, jetzt willst du mich ändern - aber ich tanze nunmal nicht am Mittwochabends, ich tanze am Donnerstagabends.' Also hat jede Änderung eine große Wirkung. Aber trotzdem ist das ein kleinerer, ein viel kleinerer Verlust als die ständige Graduierung von Leuten, die noch nicht wissen, wie ein Left Allemande geht. Man weiß wirklich nicht, wie ein Left Allemande geht, bis man es vier- oder fünftausendmal gemacht hat. Erst dann wird es automatisiert.
O-Ton Ed: Und wenn Tänzer eine Figur umsetzen können - sie hören, übersetzen, ausführen und nichtmal wissen, was sie gerade gemacht haben, dann beherrschen sie sie. Dieser Moment kommt irgendwann zwischen... bei den Wachen etwa nach sechs Monaten, bei den Langsamsten nach zwei oder drei oder vier Jahren und bei manchen vielleicht nie. Es gibt immer ein paar in jedem Verein, wo man schwören kann, die lernen es nie, aber sie machen weiter. Das sind nette Leute, gute Leute - sie werden vom einen zum anderen im Club weitergereicht während des Abends und geschont und geliebt. Wenn sie keine netten Leute sind, fallen sie heraus - dagegen kann man nichts tun.
Jack:Verstehe ich das richtig, dass du deinen Tänzern (den neuen Tänzern, die hinzukommen) vor allem beibringst, sich zur Musik zu bewegen?
Ed: Aber sicher. Ich weiß nicht, wie die Situation bei euch ist, aber hier ist das Problem, dass der Durchschnittsmensch nicht viel Respekt vor Hillbilly-Geigenmusik hat. Sie stellen sich Squaredance vor, wie sie es im Film gesehen haben. Ein Haufen Hinterwäldler, die wild herumspringen zu Musikern, die falsch spielen. Musiker, die sich selbst beigebracht haben, auf selbstgebauten Instrumenten zu spielen. Sie haben keinerlei Respekt vor Squaredance, und sie stellen sich vor, dass Squaredance hinterwäldlerisches, billiges Zeug ist - dass es derb und roh ist. Mein erster Schritt ist, ihnen hier jede Illusion zu nehmen, wenn sie zu ersten Mal kommen. Ich habe moderne Popmusik mit dem besten Klang, den ich kriegen kann. Gute, rhythmische Tanzmusik - die einfach läuft, Hintergrundmusik.
Wenn ich sie ans Tanzen kriege - und ich erlaube keinem, sitzenzubleiben, ich bringe jeden dazu, zu tanzen - als erstes lass ich sie alle aufstehen und sich bewegen zu einem unserer Singingcalls, die am modernsten klingen. Sie sollen sich bewegen, linksherum, rechtsherum, mit Promenade. Ich calle. Ich unterrichte, während die Musik läuft. Ich mache die Musik nie aus. Ich gehe nie etwas 'trocken' durch und mache erst dann die Musik an. Das ist psychologisch schlecht, weil die neuen Tänzer sich sonst sagen: 'Wir hören zu, wenn er redet, aber wenn die Musik anfängt, tanzen wir und hören nicht mehr hin.' Aber wenn die Musik an ist, hören sie die ganze Zeit zu, wenn ich also etwas vorher durchgehe, dann mit Musik. Das nennt man 'Durchtanzen' statt 'Durchgehen'. Ich erkläre ihnen sofort, dass es drei rhythmische Elemente in der Musik gibt, die betonte Zeit [Übersetzer: die 'Eins'], den Auftakt, und die Phrase, und dass es einen weiteren Rhythmus gibt, den Chorus (von 64 Schritten) und dass die allermeisten Tänze, die wir tanzen werden, so aufgebaut sind. Sie müssen nicht zählen, weil die Musik es ihnen sagt. Und dann bringe ich sie dazu, mit mir am Anfang jeder Liedzeile [Übersetzer: jeder Zweitaktgruppe] 'los' zu sagen, und jeder Anfänger, wirklich jeder Anfänger, der je in eine Class gekommen ist, weiß, wo diese Phrase beginnt und kann 'los' sagen. Er fühlt es. Warum? Weil er als Kind gelernt hat, Kinderverse aufzusagen:
'Kleiner Junge, komm, blas die Schalmei - Das Schaf ist auf der Wiese, die Kuh ist im Heu.'So etwas ist eine Phrase, also soweit wie das hier eine Rolle spielt, sind es acht Beats. Es ist wie 'und los', und die Musik beginnt (er summt etwas). Also weiß er das, er fühlt es, wenn er in die Class kommt. Natürlich haben ihm die meisten Caller beigebracht etwas aufzusagen wie 'Kleiner Junge, komm, blas die Schaf ist auf der Wiese, die Kuh ist im.' Er ist unzufrieden damit, nimmt aber hin, dass das nun also Squaredance ist. Es ist nicht schwer, ihm beizubringen, sich zur Musik zu bewegen, zu schlurfen (und den Absatz aufzustellen), zwischen den Schlägen vorwärts zu gleiten - Ich benutze den Ausdruck 'Humta, humta'. Sie schlurfen auf dem 'ta', dem Akkord, dem Auftakt. Sie setzen den Absatz auf dem 'Hum' auf. Ta-Hum, ta-Hum, ta-Hum. Ich bringe sie dazu, sich darüber bewusst zu werden, bewusst darüber, dass alles [original: 'every-so-far'] in der Musik 'los' sagt.
An dieser Stelle fangen wir mit der Figur an. In ihrer ersten Übung üben wir, von der ersten Minute an, deutlich phrasiertes Tanzen. Dann unterrichten wir, die Phrase später zu brechen - sie müssen das aus Gründen der Selbstverteidgung. Es gibt Fälle, wo wir die Phrase sowieso brechen müssen. In jeder Tanzfolge haben wir die Beziehung zwischen Sechsern und Achtern. Zum Beispiel, du stehst einer Person im Square gegenüber, als Head. Wenn man ein Dosado mit der Oposite Lady macht, dauert es länger als mit dem Corner, weil der Corner zwei Schritte näher steht - also wird man beim Corner zwei Schritte sparen, wie man es auch dreht und wendet. So dauert also ein Dosado mit dem Corner sechs Schritte. Der Tänzer muss sich darum keine Gedanken machen, aber der Caller muss lernen, wie er zwei Sechser und einen Vierer kombiniert, um wieder auf der Phrase (der Liedzeile) auszukommen.
Darum ist das, was ich zu lehren habe, und was ich anzubieten habe, nicht gerade beliebt. Es erfordert Arbeit und Beschäftigung damit und Aufwand. Jeder kann aufstehen, Worte aufsagen und die Musik ignorieren, aber es wird auf die Dauer kein Tanzen. Weißt du, von Anbeginn der menschlichen Geschichte hat man getanzt zur Musik, und jede Form von Tanz in der Weltgeschichte hat eine präzises Maß...
(Ein langes Stück Stille, dann fängt es plötzlich wieder an - hier ist das fehlende Stück, dank Jeff und Tracie Garbutt:)
...zur Musik - mit Ausnahme Squaredance. Ich weiß, was du jetzt sagen willst, du musst verrückt sein. Also arbeite ich daran, die Leute dahin zu führen, zur Musik zu tanzen. Es ist großartig und zutiefst befriedigend, wenn man weiß, wie es geht. Aber definitiv...
O-Ton: ...rate ich davon ab, zu versuchen, einen Tänzer zu ändern, der es nicht so gelernt hat. Ich empfehle nur, mit den neuen Tänzern anzufangen und sie richtig zu entwickeln. Aber versuch nicht, die heutigen Tänzer zu ändern und zu sagen: 'Hörmal, du hast die Musik ignoriert in deiner gesamten Tanzerfahrung, jetzt musst du hinhören.' - Er wird dich sonstwohin schicken. Der Aufwand würde ihm das Herz brechen [original: 'That's a heartbreaking cost']. Wir hoffen, in diesem Land, dass dieser Trend, der da angefangen hat - und das kann man wohl sagen, dass ich Hilfe habe, ich habe großartig zunehmende Unterstützung - die meisten landesweit führenden Caller haben jetzt dieselbe Meinung und unterrichten im Prinzip genauso wie ich. Joe Lewis, Bob Osgood, Jim und Jenny Brooks, Bruce und Shirley Johnson, Frankie Lane, Don Armstrong: Diese Leute stehen für gutes Tanzen, für fließendes Tanzen, bequemes Tanzen zur Freude und zur Freundschaft. Und wir legen besondere Betonung auf die Geselligkeit, auf die Freundschaft und die Freude. Sie alle arbeiten in die gleiche Richtung.
Natürlich gibt es keinen, der versteht, was wir machen, und der dann ablehnt, was wir machen. Wenn jemand ablehnt, was ich mache, wenn er sagt, ich liege falsch, dann sage ich: 'Mach es einfach mal, mach es einmal so wie ich, dann kannst du es ablehnen.'
Ich habe nie jemanden gefunden, der sauber phrasieren und rhythmisch präzise sein kann und den Tanz korrekt gestalten, und der etwa von Musik versteht und vom Tanzen zur Musik, und der mir widerspricht. Es sind nur die, die das nicht können - die sagen: 'das ist nichts', und was sie eigentlich sagen, ist: 'Ich weiß nicht, wie es geht, also mag ich es nicht.'
Genau wie ein Tänzer, der sagt: 'Ich mag keinen Rounddance' und meint: 'Ich weiß nicht, wie es geht.'
Jack: Das ist noch ein anderer Punkt, Ed. Ich hab bemerkt, dass ihr in allen Clubs auch Rounddance einsetzt.
Ed: Ja. Nicht in allen, vielleicht in 99 Prozent. Es gibt immer noch ein paar Leute, die Rounddance machen, aber wir haben dort wieder die gleiche Situation wie im Squaredance. Zu viel, zu viele, zu kompliziert, zu viel Betonung auf der Choreographie. Raffinierte Positionen, raffinierte kleine Schritte. Das ist in Amerika zwischen 1890 und 1900 geschehen. Die haben sich tausende raffinierte, kleine hübsche Two-Steps ausgedacht, und die ganze Sache ist degeneriert zu einem einfachen Two-Step im großen Kreis. Wir haben damals Rounddance verloren. Da sind die, die offenbar dasselbe nochmal machen wollen. Wir haben die wachsende Zahl von Tänzen mit fester Abfolge, und der Caller kam nicht mehr mit, vor ungefähr zehn Jahren. Er kam nicht mehr mit mit der wachsenden Zahl von diesen festen Tänzen, und damit, sie zu lernen und zu unterrichten. Bis dahin hat jeder Caller jedem Squaredancer Round-Tänze beigebracht. Dann hat jemand eine Rounddance-Class unabhängig vom Squaredance angefangen. Das hat unser Hobby gespalten zwischen den Leuten, die die Zeit hatten, das Faible, das Geld, und die zur Rounddance-Class gegangen sind und denen, die nicht hingegangen sind.
Jeder Verein, den wir haben, ist gespalten, mitten hindurch. Wir haben eine traurige Situation jetzt, wo wir auf das Material [original: 'material'] setzen, auf das Programm, bei dem also ein Teil der Leute nicht weiß, wie das geht. Das hat zu einem Niedergang des Rounddance geführt auf weniger als zwanzig Prozent an Paaren vor drei Jahren. Es hat wieder zugenommen, es ist wieder auf fünfundzwanzig Prozent Teilnahme landesweit nach unseren Aufzeichnungen. Unsere Aufzeichnungen sind nicht vollständig, wir können ganz gut schätzen, weil wir Rounddance überall, wo wir hinkommen, aufs Programm setzen, und wir notieren bei jedem Round den Anteil Leute, die mitmachen. Anteil an der Gesamtheit [der Teilnehmer] pro Tanzveranstaltung. Das gibt uns ein ziemlich gutes Bild davon, was der Durchschnittsteilnehmer in jeder Gemeinde ist - aber nicht ein wirklich genaues Bild, weil nur die ziemlich begeisterten bis sehr begeisterten sich eine Eintrittkarte zu unserem Special mit Gastcaller kaufen; ich erreiche also nicht den Tänzer Hans, der nur dienstagsabends zu seinem Club geht, einmal die Woche oder zweimal im Monat.
Jack: Aber du [verbindest] den Rounddance mit deinem Squaredance?
Ed: Aber sicher. Weißt du, ich glaube an ein ausgewogenes Essen. Wenn ich essen gehe, esse ich Fleisch, aber auch einen Salat, Suppe, Gemüse, Nachtisch, Kaffee, Brot... super. Ich will ein ausgewogenes Essen. Squaredance ist das Fleisch in diesem Programm, Rounddance ist vielleicht die wichtigste Nebensache, das wäre dann das Gemüse. Leider sind manche von uns Vegetarier geworden, sie haben einfach das Fleisch verlassen. Sie verschwinden in Rounddance-Vereinen, dann von dort in die Tanzschule [original: 'Arthur Murray's, eine kommerzielle Tanzschulkette], von dort vielleicht zum Volkstanz und dann zum Kegeln oder Wasserski. Wenn ich sage, Rounddance ist das Gemüse, könnten Contras vielleicht der Salat sein, Quadrillen wären die Suppe oder der Nachtisch. Ein ausgewogenes Programm von verschiedenen Formationen. Große Bandbreite im Programmangebot, nicht große Bandbreite in den verschiedenen Arten, Figuren zu kombinieren, um zum Corner zu kommen, weil dies tödlich monoton ist. Wenn man das analysiert, der Tänzer weiß nicht welche Figuren der Caller verwendet hat, erst ein Forward and Back und dann jede Menge Zeug, Down the Middle, Pass Thru, Around One, Square Thru, Right and Left Thru, Dive Thru, Pass Thru, Square Thru, Right and Left Thru, Allemande Left. Nächstes Mal: Down the Middle, Around Two, Four in Line Pass Thru, Arch in the Middle, Ends Duck In, Dive Thru, Pass Thru, Square Thru, und so weiter. Der Tänzer weiß nicht, dass du es anders gemacht hast. Das Nettoergebnis ist, dass es ein endloser Abend war von Down the Middle Around irgendjemand, Square Thru, Pass Thru, Dive Thru, Dixie Twirl, Bend the Line - den ganzen Abend! Immer von Punkt A zum Left Allemande mit dem originalen Corner. Das, sage ich, ist eine tödliche Motononie. Aber große Bandbreite in Formationen - Star Patterns, Double Star Patterns, alle Arten von Formationen, Dreierreihen, unsymmetrische Squares. Erzeuge eine Bandbreite von Formationen mit einer Formation im Mittelpunkt jedes Tips. Kombiniert mit gut gemischten Singingcalls bildet das ein gutes Programm.
Das ist es, was man hinkriegen muss; mit Fleiß und Aufwand ist es leicht zu erreichen, aber es geht nicht damit, einfach die neueste Zeitschrift aufzuschlagen, irgendwo zu lesen und dann zu sagen: 'Hier ist etwas interessantes, es kombiniert ein Substitute mit einem Shuffle the Deck, Wheel and Deal, Star Thru, Dive Thru, Pass Thru, ein Box the Gnat, Girls austauschen und Allemande Left. - Mannomann, das kriegen sie nie hin...! [Ed spielt begeistert]. So geht das neuen Callern, der Anfängercaller lässt sich von dieser Idee wegtragen - ich auch. Ich sag dir ehrlich, dass ich immer noch Spaß daran habe, ich bin fasziniert davon. Aber ich bin schlau genug zu wissen, dass es dem Durchschnittstänzer vollkommen schnurz ist, wenn ich etwas echt Schlaues gemacht habe. Wenn er glücklich ist, dann, wenn ich ihn pausenlos durch drei Stunden Tanz bewegt habe, ohne dass er gestolpert ist oder sich blamiert hat, und er hat sich im Rhythmus bewegt, und er ist nicht erschöpft und müde und möchte nächste Woche wieder tanzen, dann weiß ich, dass er nächste Woche wiederkommt.
Jack: Noch kurz, wenn es geht: Im Contradancing, das machst du auch, was denkst du darüber?
Ed: Contradancing sollte in Australien Wurzeln fassen können, weil das meiste von unserem Contradancing - ich würde sagen 75 bis 85 Prozent - aus England, Schottland und Irland kommt. Vor allem schottisch und englisch. Das sind Longways-Tänze, man tanzt in Reihen von zwei oder drei Paaren, man tanzt eine Figur, 64 Schritte mit einem Paar, dann geht man ein Paar weiter rauf oder runter und tanzt mit einem anderen Paar. Es hat alle Qualitäten sowohl von Square- als auch von Round-Tanz. 'Tanz', denn man muss zu jedem Beat der Musik einen Schritt machen beim Contradancing. Man schlängelt sich nicht nur durch, es gibt keine Pausen, man geht einfach 'go-go-go', aber es eilt nie. Es muss in Phrasen (Achttaktgruppen) gemessen werden, es ist nichts, wenn es nicht exakt getimet wird. Also kombiniert es die in Phrasen gemessenen Qualitäten des Rounddance mit der Qualität von Zusammenarbeit und Mischung des Squaredance. Das ist ein wertvolles Gut! 'Quadrillen' sind Square-Tänze in Zweitaktphrasen, das ist alles. Progressive Kreise und Reihen und sowas sind alles das gleiche.
Jack: OK, Ed, es ist jetzt halb sieben und wir hätten um sechs beim Essen sein sollen.
Ed: Ja, das Band ist zu Ende. Ich hoffe, das alles gibt euch einen Eindruck von den USA.